Debatte um „Elternhaltestelle“

Oberfischbach: Bauausschuss diskutierte über Hol- und Bringzone für die Grundschule

cs ■  Soll bei der Grundschule Oberfischbach eine Hol- und Bringzone für Eltern, die ihre Kinder mit dem Pkw zur Schule fahren, geschaffen werden? Darüber beriet der Freudenberger Bau- und Verkehrsausschuss in seiner jüngsten Sitzung. Dass bei dieser Thematik heiß diskutiert werden würde, war vorhersehbar – ebenso, dass das Gremium zu keiner abschließenden Lösung kam. Am Ende fassten die Politiker den Beschluss, die Entscheidung über eine „Elternhaltestelle“ zunächst zurückzustellen und der Stadtverwaltung einige Hausaufgaben mit auf den Weg zu geben. So sollen Antworten auf die Frage gefunden werden, warum Eltern ihre Kinder überhaupt mit dem Auto zur Schule fahren. Zudem soll geprüft werden, wie der Schulbusverkehr attraktiviert werden könnte. Erfahrungswerte aus anderen Kommunen forderten die Politiker ebenfalls an. Und: Es sollen Gespräche mit den Eigentümern des von Marc Krügl (FDP) vorgeschlagenen Bereichs geführt werden.

Krügl hatte im Vorfeld der Sitzung das Gespräch mit einem Ehepaar gesucht, das in direkter Nähe zur Grundschule wohnhaft ist und über größere Parkflächen verfügt. 20 Autos, so rechnete der Freidemokrat vor, könnten hier Platz finden. „In der heutigen Zeit der Helikopter-Eltern ist so eine Einrichtung ganz erachtenswert“, meinte Marc Krügl weiter und kam nach eigenen Beobachtungen zu dem Entschluss, dass die beiden von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Flächen für die Einrichtung einer Hol- und Bringzone nicht infrage kommen.

Die Verwaltung hatte zunächst einen Bereich an der Kaltlandstraße oberhalb des Kindergartens ins Auge gefasst. In Absprache mit einem Planungsbüro sei dieses Areal jedoch schnell wieder verworfen worden, da sich dieses zu dicht an der Schule befinde, heißt es in der Vorlage. Schließlich sollten die Kinder mindestens 250 Meter bis zur Schule laufen. Studien hätten ergeben, dass der Nachwuchs dadurch selbstständiger werde und lerne, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen. Auch die Konzentrationsfähigkeit werde durch die Bewegung im Freien gestärkt, ebenso das Sozialverhalten im Umgang mit anderen Kindern.

So rückten zwei andere potenzielle Hol- und Bringzonen in den Fokus der Betrachtungen: Auf einem Areal gegenüber des Grundstücks an der Oberfischbacher Straße 55 könnten – ausschließlich auf städtischen Flächen – vier bis fünf Stellplätze entstehen. Zudem wurde die Straße „Silberkaute“ vorgeschlagen, hier sei zwar die Distanz zur Schule „optimal“, die Grundstücke befänden sich jedoch im Eigentum einiger Unternehmen, mit denen zunächst Gespräche geführt werden müssten.

Die Diskussion um mögliche Areale für die Einrichtung einer Hol- und Bringzone ging Christoph Reifenberger (CDU) indes zu weit. Zwar finde er den Vorschlag von Marc Krügl erst einmal „nicht schlecht“, stellte aber die Frage: „Wollen wir diese Art der Beförderung von Kindern zur Schule weiter fördern?“ Bewusst spitzte der Christdemokrat zu, sprach von einer „Einzel-Anlieferung“ von Kindern und stellte fest, dass man mit Hol- und Bringzonen das unterstütze, was man gar nicht unterstützen wolle. Reifenberger weiter: „Wir haben einen Schulbusverkehr, der die Stadt auch Geld kostet. Den müssen wir attraktivieren, da ist natürlich Kreativität gefragt.“ Außerdem öffne man mit einer solchen Zone für Oberfischbach die „Büchse der Pandora“ für weitere Nachfragen anderer Schulen. Stattdessen solle man lieber ein Zeichen gegen diesen Trend setzen, als Stadt habe man schließlich die Gestaltungshoheit.

Zuspruch erhielt Reifenberger von Christian Hombach (Grüne). Die Kinder müssten dazu gebracht werden, sich sicher im Verkehr zu bewegen. „Verbieten kann man es den Eltern schlecht, aber man muss es so unattraktiv wie möglich gestalten.“ Die Einrichtung einer Hol- und Brinzonge wollte Hombach zwar nicht ausschließen, „aber dann wenigstens so, dass die Kinder noch ein gutes Stück laufen müssen“.

Aus dem Bauausschuss heraus könne man die Eltern nicht erziehen, fand Arno Krämer (SPD) und meinte in Richtung CDU und Grüne: „Wir müssen die Tatsachen sehen.“ Ohnehin fehlten den Sozialdemokraten weitere Informationen, aktuell könne er die Situation vor Ort in Oberfischbach nicht einschätzen, so Arno Krämer weiter. Dennoch: Die Realitäten im Familienbetrieb müsse man zur Kenntnis nehmen. „Morgens muss in Familien einiges geregelt werden, Eltern sind oft mit dem Auto zur Arbeit unterwegs und lassen ihre Kinder bei der Schule raus.“ Man könne es sich nicht so leicht machen und diese Tatsachen einfach zur Seite schieben.

Am Ende fasste Ausschussvorsitzender Johannes Werthenbach (CDU) die Diskussion zusammen und formulierte die eingangs erwähnte Beschlussvorlage, die der Bau- und Verkehrsausschuss mit einstimmigem Votum durchwinkte. Die Diskussion um Hol- und Bringzonen an Freudenberger Schulen wird also weitergehen.

Quelle: Siegener Zeitung

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