Zur Planung des Gewerbegebiets Wilhelmshöhe-Nord scheiden sich die Geister. Dies galt für die alte Planung mit ca. 18 ha Flächenverbrauch, aber auch jetzt mit nur noch 11 ha Bruttofläche sind sich nicht alle Beteiligten oder Betroffenen einig. Zunächst einmal bleibt festzuhalten, dass es sich momentan nur um ein Denkmodell handelt, dessen Umsetzbarkeit auch der Stadtverwaltung nicht nur aus Umweltschutzgründen fraglich erscheint. So heißt es in der Westfalenpost vom 26.4.: Er sehe das Problem eines Heranrückens der Planung an den Bereich Löw-Kurve/L 908. Am Schluss des Prozesses könne sich ergeben, dass sich die gesamte Unternehmung nicht lohne und verworfen werde, antwortete der Bau-Dezernent auf einen Einwurf von Grünen-Vertreterin Christiane Berlin. Die hatte sich gewünscht, das Gewerbegebiet komplett zu streichen. Früher habe es immer geheißen, alles unter elf Hektar lohne nicht, plötzlich gehe es jetzt doch kleiner.
Schon im Stadtentwicklungsausschuss am 8.2.2012 sah Arno Krämer (SPD) das Problem, dass ein großer Flächenverbrauch der Stadt womöglich nicht viel einbringen wird: Er erinnerte daran, dass das zuletzt erschlossene Gebiet Wilhelmshöhe-West angeblich „schon alternativlos“ gewesen sei: „Und vier Jahre später untersuchen wir schon wieder eine neue Fläche.“ Krämer vermochte für die Stadt auch kaum Vorteile durch die Ansiedlung neuer Betriebe zu erkennen: „Je mehr Gewerbeflächen wir schaffen, desto ärmer werden wir.“
Doch davon abgesehen kann es nicht nur darum gehen, ob sich Verwaltung und Waldeigentümer über die Auswahl einer Fläche und den angemessenen Kaufpreis einig werden und sich das Ganze rechnet. Die eigentlich Betroffenen des Gewerbegebiets sind Freudenberger Bürger, insbesondere die Büschergrunder und Bühler.
Glücklicherweise hat die Politik dies bereits erkannt. Die CDU veröffentlichte am 20.4.2016 die folgende Stellungnahme: Vielmehr wirbt die CDU-Fraktion, vielleicht sogar mithilfe eines neutralen Mediators, sich nochmal an einen Tisch zu setzen und über sachliche Gespräche tragbare Alternativen sowohl für den Standort wie auch für die Größe zu entwickeln. „Der diesbezügliche Austausch mit den Waldgenossenschaften und den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern ist aus unserer Sicht bisher zu kurz gekommen.
Die CDU-Fraktion vermisst eine entsprechende Bürgerbeteiligung, die zu diesem Thema von der Bürgermeisterin angekündigt wurde. Die CDU würde sich wünschen, dass die geänderten Pläne erst einmal den betroffenen Einwohnern von Bühl und Büschergrund öffentlich vorgestellt werden, statt weitere Geheimgespräche zu führen.
Ein solches Projekt kann nur mit den Bürgern im gemeinsamen Konsens und nicht gegen deren Willen umgesetzt werden, meint die CDU-Fraktion abschließend.
Auch die SPD als größte Fraktion im Freudenberger Rat hat sich am 10.5.2016 in der Siegener Zeitung im Sinne der Bevölkerung positioniert: Eine interkommunale Zusammenarbeit, wie sie der CDU mit Blick auf ein mögliches Gewerbegebiet in Siegen-Seelbach vorschwebe, sei keine Option. „Da würden die Heisberger sich noch lauter zur Wehr setzen als jetzt die Büschergrunder und die Bühler.“ Dennoch müsse das Gespräch mit der CDU gesucht werden, denn „die wollen ja auch Gewerbegebiete, aber welche?“ Auch das Gespräch mit den Bürgern sei eminent wichtig, betonte er. Überdies, ergänzte Ratsmitglied Daniel Knie, sei das Ja zu Gewerbegebieten ein Ja zu neuen Arbeitsplätzen. Aber in Abgrenzung zur IHK der es um die reine „Bestückung“ gehe: „Wir wollen dabei ein Stück mitbestimmen, wen wir nach Freudenberg holen“ sagte Krämer.
Wir Grünen freuen uns über so viel Bürgernähe der beiden großen Fraktionen und sehen den Gesprächen mit den Bühlern und Büschergrundern gespannt entgegen. Und sollte es tatsächlich zur Realisierung eines Gewerbegebietes kommen, sind wir ebenso gespannt darauf, welchen Branchen die Betriebe angehören, die die Stadt dort hinein lassen wird. Oder hat dies etwa der Investor zu bestimmen, der die Erschließung bezahlt?
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